Säckelschneider:
Mittelalterliche Bezeichnung des heutigen Taschendiebes. Da Hosentaschen im
Mittelalter nicht bekannt waren, trug man sein Geld in einem kleinen Beutel am
Gürtel. Der Dieb schnitt diesen im Marktgetümmel mit einem Messer ab,
daher die Bezeichnung "Säckelschneider".
Salzfaß:
Mittelalterliche Speisen wurden meist nicht gesalzen serviert. Auf der Tafel stand vor dem Gastgeber ein Salzfaß, dies sollte seinen Wohlstand unterstreichen. Die Ehrengäste saßen am Tisch des Gastgebers, was auch "über dem Salz sitzen" genannt wurde. Die weniger wichtigen Personen setzte man an die unteren Tische, sie saßen somit "unter dem Salz".
Schach:
Vermutlich ein in Indien im 6. Jh. entstandenes Strategiespiel. Seit dem 11.
Jh. in Europa bekannt und sehr beliebt im Mittelalter.
Schafwolle:
Wichtigster Wollstoff des Mittelalters in Europa, da Baumwolle importiert
werden mußte. Die gesellschaftliche Unterschicht trug fast ausschließlich Kleider aus Schafwolle.
Schatzkammer:
Raum einer Burg oder Festung, in dem die Wertgegenstände, vor allem
Gold und Silbermünzen des Burgherrn aufbewahrt wurden. Der (s.)
Kämmerer trug die Verantwortung für die Schatzkammer.
Schenk:
(s. Mundschenk).
Schildgeld:
Im späten Mittelalter die Möglichkeit eines Lehnsmanns, sich vom
Kriegsdienst bei seinem Herrn "freizukaufen". Mit dem Geld, das der
Lehnsmann bezahlte, wurden Söldner angeworben.
Schindeln:
Kleine Holzbretter, die zum Dachdecken benutzt wurden. In Form,
Größe und Anwendung unseren heutigen Dachpfannen sehr ähnlich.
Schindeldächer waren besser zu reparieren als Dächer aus (s.) Reet, da einzelne Schindeln leichter ausgetauscht werden konnten. Die Haltbarkeit war jedoch wesentlich geringer, da das Holz durch die Nässe nach und nach verfaulte.
Schoofe:
Bündel aus Pflanzenhalmen (Stroh oder Schilf), die zu einem Dach aus
(s.) Reet zusammengebunden wurden.
Schultheiß:
Auch Schulze genannt. Dorfpolizist, der dem Stand der Bauern angehörte
und auch von ihnen selbst gewählt wurde. Er ersetzte oft den (s.)
Büttel und überwachte die Arbeit der Bauern, sammelte die Steuern für den Grundherrn ein, und meldete ihm jegliche Gesetzesübertretung auf dessen Lehen.
Schürenzins:
Auch Frauengeld genannt. Der Grundherr mußte einer Heirat zwischen
(s.) Leibeigenen zustimmen.
Wurde der Maid die Unschuld vorher geraubt und das Paar dabei entdeckt, so
hatte der Mann dem Grundherrn eine meist sehr hohe Strafe, den Schürenzins, zu bezahlen, der leicht mehrere Tagelöhne umfassen konnte.
Schwarzer Tod:
Bezeichnung für die Pest, da sich am Körper des Erkrankten zuerst
schwarze Flecken bilden, die dann zu Eiterbeulen anschwellen.
Seife:
Der arme Teil der Bevölkerung benutzte eine Mischung von Asche und Tierfett als Seife. Diese wurde aufgrund ihres unangenehmen Geruchs aber nur zur
Reinigung der Wäsche verwendet.
Reiche Personen ließen sich Seifen aus dem Ausland kommen, die unseren heutigen Seifen sehr ähnlich waren. Aus Südeuropa kamen
beispielsweise wohlduftende Seifen, die mit Hilfe von Olivenöl hergestellt wurden. Die damaligen Seifen hatten allerdings nicht die uns heute bekannte feste Form, sondern eher die Beschaffenheit einer Paste.
Siegel:
Ein persönliches Prägezeichen eines Adligen, das zur Beglaubigung
eines Schriftstücks verwendet wurde. Das Siegel, das meist aus Metall
hergestellt wurde, konnte auf dem Schriftstück in Wachs oder Siegellack
eingeprägt werden. Siegellack wurde meist aus Fichtenharz hergestellt.
Ein Dokument bekam nur durch dieses Siegel Gültigkeit, da eine Unterschrift
im heutigen Sinne bedeutungslos war. Da das Siegel ein wichtiges
Beweisstück für die Echtheit eines Dokumentes war, wurde es
sorgfältig verwahrt, meist persönlich vom (s.) Kanzler. Das Siegel eines Adligen spiegelte normalerweise sein persönliches Wappen wieder.
Skorbut:
Eine im Mittelalter häufig vorkommende Krankheit, die aufgrund eines
VitaminCMangels entsteht. Da gegen Ende des Winters die meisten
Menschen im Mittelalter ohne Obst und Gemüse auskommen mußten, war die Krankheit sehr oft vertreten. Anzeichen für Skorbut sind Mattigkeit,
Muskelschwäche und Zahnverlust.
Söldner:
Im späten Mittelalter bestanden die Heere zu immer größeren
Teilen aus bezahlten d. h. für Sold dienenden Soldaten. Da es den Rittern
möglich war, sich vom Kriegsdienst bei ihrem Herrn durch das sog. (s.) Schildgeld freizukaufen, warb der Lehnsherr oder der Söldnerführer (Condottiere) Männer an, die für Geld kämpften. Diese fühlten sich, anders als die Gefolgsleute der Lehnsherrn nur dem verpflichtet, der sie bezahlte. Sie interessierten sich nicht für Ruhm und Ehre. Oft wurden sie auch nach einem Feldzug weiterhin bezahlt, da sie sich ansonsten in Söldnerbanden zusammenschlossen und raubend, plündernd und mordend durch die Ländereien desjenigen zogen, der sie bis vor kurzem noch bezahlt hatte. Ablösesummen wurden ihnen gezahlt, um sie dazu zu bewegen in Nachbarländer weiterzuziehen.
Stechpuppe:
Übungsgerät für berittene Krieger bei der (s.)
Tjost. Mit einer Lanze versuchte man das Ziel,
meistens ein Schild an einem Holzpfahl, aus vollem Galopp zu treffen. Im späteren Mittelalter wurde das Schild an einem drehbaren Querbalken befestigt, an dessen anderem Ende befand sich ein Sandsack, der den Reiter vom Pferd warf, wenn er nicht schnell genug ritt. Dies erhöhte den Schwierigkeitsgrad der Übung und verlangte eine höhereGeschicklichkeit.
Steigbügel:
Metallbügel an Riemen zu beiden Seiten des Sattels. Sie dienen dem
Reiter als Fußstütze und ermöglichen eine bessere Kontrolle über das Pferd. Steigbügel sind etwa seit dem 7. Jh. in Europa bekannt und revolutionierten den berittenen Kampf Mann gegen Mann. Erst mit Einführung dieser Reithilfe war es möglich mit schweren Lanzen (im Gegensatz zu den von röm. Reiterabteilungen benutzten Speeren) vom
Pferd aus anzugreifen, da sie dem Reiter einen festeren Halt ermöglichten, damit dieser die Stoßkraft beim Aufeinandertreffen der Kombattanten besser abfangen konnte.
Steinmetz:
Handwerker, der den natürlichen Stein mit Hammer und Meißel
bearbeitet und sie für den Bau in die gewünschte Form bringt.
Steinvorrat:
Auf Burgen wurde ein Steinvorrat angelegt, der bei einer Belagerung als
Wurfmaterial diente. Durch die Höhe der Burgmauern konnte ein, auf einen
Angreifer fallengelassener, großer Stein tödlich sein.
Steuern:
Zwangsabgabe die alle Einwohner eines Gebietes ihrem Herrn zu entrichten
hatten. Die Vielfalt der Steuern war im Mittelalter außerordentlich. (s.)
Besthaupt, Frondienst,
Futterabgabe, Holzgeld,
Mahlzins, Mastzins,
Mietzins, Pferdezins,
Weidegülte, Wegezoll,
Zehnt.
Strafen:
Viele Arten von Strafen im Mittelalter sollten die Tat des Verbrechens
widerspiegeln. So wurden Gotteslästerer beispielsweise mit dem Herausschneiden der Zunge bestraft. Die Bestrafung ging von einfachen Geldstrafen, über Entehrung (Ächtung, Pranger) bis hin zu Leibesstrafen (Verstümmelungen des Körpers) oder der Todesstrafe.
(s.) Brandmarke, Feuerprobe,
Galgen, Geächteter,
Gefängnis, Geldstrafe,
Gottesurteil, Pranger,
Tauchschemel.